Schreiben ist eines der ersten Dinge, die wir im Leben lernen. Und leider auch verlernen – mangels Übung. Weil nur noch im Einsatz auf Post-Its oder auf Unterschriftenfeldern, ist die Handschrift im Laufe der Jahre im schlimmsten Fall zum unleserlichen Gekrakel verkümmert. Klar, nicht jeder ist mit einer guten Handschrift gesegnet. Aber unser digitaler Alltag trägt eben auch alles dazu bei, dass wir unser Schriftbild vernachlässigen. In der alltäglichen Kommunikation geht die Texteingabe via Tastatur ja auch um einiges einfacher und schneller von der Hand: tippen, löschen, korrigieren, kopieren, einfügen und versenden – in puncto Effizienz und Flexibilität ist Handschrift eben archaisch. Aber hat die Handschrift deswegen ausgedient?
Ist der Computer schuld? Verlernen wir unsere Handschrift?
Der Reiz der Handschrift liegt in der Lebendigkeit des Unregelmäßigen. Jeder Buchstabe ist anders, individuell, ein Unikat. Den identitätsstiftenden Charakter der Handschrift machen sich Gestalter gerne zu Nutze, wenn Individuelles zum Ausdruck gebracht werden soll, beispielsweise in einer persönlichen Notiz oder einer Einladung. Prima, wenn hierfür die eigene Handschrift taugt, weil sie gut lesbar, prägnant und dazu noch von typografischer Ästhetik ist. Was aber wenn nicht? Welche Möglichkeiten gibt es dann? Nun, die eine wäre üben, üben, üben. Denn grundsätzlich hat jeder die Fähigkeit das Handwerk Schreiben zu erlernen. Handschrift ist Übungssache. Koordinationstraining für Hand und Hirn. Tipps für überzeugendes Handschreiben gibt es beispielsweise hier. Selbstverständlich gibt es auch gute Literatur zu diesem Thema. Das Buch »Lesbar schreiben – Der Weg zur besseren Handschrift« von Susanne Dorendorff finden wir in diesem Zusammenhang erwähnenswert.
Lesbar Schreiben – Der Weg zur besseren Handschrift.Susanne Dorendorff Verlag E.A. Seemann, erschienen 2010, 100 Seiten, ISBN 978-3-86502-244-8, Preis € 19,90 Link zu Buchhandel.de
Will sich trotz aller Übung nicht das gewünschten Ergebnis aufs Papier bringen lassen oder muss eine rasche Lösung her, lässt sich vielleicht im Bekannten- oder Kollegenkreis eine »Leihhand« finden, deren Schriftbild gut zum Einsatzzweck passt.
Übung macht den Meister – Handschrift testen und konservieren
Wer also endlich die passende Handschrift hat, kann diese dann gleich für künftige Einsätze konservieren. Dafür gibt es entsprechende Dienste im Internet. Womit wir zwar letzten Endes doch wieder bei der elektronischen Anwendung sind, aber zumindest verknüpft sich hier der analoge Weg des Erstellens mit der Freude am digitalen Experiment. Zwei solcher Dienste sind Fontifier und YourFonts. Beide funktionieren automatisiert und sind einfach zu bedienen. Übrigens, auch eine gute und schelle Möglichkeit, die Eignung und Qualität der eigenen Handschrift als Zeichensatz zu testen. Der Vollständigkeit wegen sei auch noch der professionelle Service von Fontshop.de erwähnt. Hier werden Handschriften sogar von Hand digitalisiert, also mit mehr Präzision, hoher technischer Qualität und allen OpenType-Raffinessen. Aber das hat seinen Preis.
Griff zum digitalen Zeichensatz
Ansonsten bleibt dann doch der Griff zu einem Schreibfont. In diesem Zusammenhang verweisen wir auf unseren Blogbeitrag, in dem wir eine Top-Five unserer handschriftlichen Favoriten aus kommerziellen und freien Fonts zusammengestellt haben.
FontifierEine kostenlose Anwendung, die in wenigen Schritten zu einem brauchbaren Ergebnis führt. www.fontifier.com
YourFontsDigitalisiert die Handschrift und zeigt zunächst eine Vorschau. Bei Gefallen und Download wird dann eine kleine Gebühr von 9 Dollar (6,90 Euro) fällig. www.yourfonts.com
Typografie Beitrag von a01.