Sie kleben an Laternenpfosten, hängen in Hausfluren, Schaufenstern oder begegnen einem an anderen augenfälligen Orten: Zettelbotschaften. Deren Inhalte und Intention sind oft ganz unterschiedlicher Art. Mal bittet der Verfasser um Mithilfe bei der Suche nach einer Wohnung oder einem Job, mal wird der dreiste Fahrraddieb verteufelt oder ein Objekt zum Verkauf angeboten. Für den eiligen Passanten extra mit Abriss-Memo.
Die Zettelnachrichten fallen auf, machen neugierig. Weil sie unterhaltsam sind, lustig, traurig, schräg, bisweilen skurril und rätselhaft. Und der Absender? Meist ein Suchender, ein Hoffender, ein Wütender, ein Wichtigmacher oder ein Idealist. Aber immer jemand, der sein Anliegen möglichst vielen Leuten mitteilen möchte. Und das nachwievor analog. Durchaus bemerkenswert im digitalen Zeitalter. Das urbane Umfeld wird als Kommunikationsplattform genutzt und nicht das Internet mit seinen zahlreichen Online-Diensten und Social-Communities wie Facebook, Twitter oder Google+.
Warum das so ist? Einerseits sicherlich aus pragmatischen Gründen. Auf der anderen Seite ist es wohl auch das Bedürfnis vieler Menschen, sich auf diese Weise mitzuteilen. Es ist persönlicher, kreativer und vielleicht auch verknüpft mit der Hoffnung, im real erfahrbaren Raum mehr Beachtung zu finden als in der digitalen Infoflut. Kaum vorstellbar also, dass diese Form der Alltagskommunikation irgendwann einmal aus dem Stadtbild verschwindet oder eine digitale Transformation erfährt.
Ein unterhaltsames Buch zu diesem Thema ist im Ullstein Verlag erschienen. Ein Sammelsurium an zettelhaften Fundstücken in der Hauptstadt Berlin: Joab Nist: »Wellensittich entflogen - Farbe egal: Kuriose Zettelwirtschaft« Taschenbuch: 208 Seiten, Verlag: Ullstein Taschenbuch (8. Juni 2012), ISBN-10: 3548374336
Hingucker, Verschiedenes Beitrag von a01.